HAAARDEEE!
GGAARGAAA!
KOAARGAATAAA!
HOLZGETOOOL!
SCHIGUUURAAA!
SIGÜÜÜ!
FLIEGOOO!
PAUFAAA!
MAUFAAA!
DURAAA!
HOOOP!
FINK HANS:
Holztreibrufe.
In: Der Schlern, 1972. S. 308f.
(...) Da die verschiedenen Stationen der Holztreiber gegenseitig nicht einzusehen waren, konnte man sich nur durch Schreie oder laute, langgedehnte Rufe verständigen. Da diese Rufe nicht überall dieselben waren und verschiedenen Sprachwurzeln entstammen, seien sie hier schriftlich festgehalten.
In Villnöß, wo es steile Wälder gibt und die abgestoßenen Baumstämme (Museln) wie der Blitz daherschießen können, waren folgende Rufe üblich:
haaardeee!, öfter aber ggaaargaaa! riefen die unten Stehenden nach oben und wollten damit sagen: „Holz einwerfen! Loslassen!“
Ähnlich, nämlich mit koaaargoaa! oder koaargaataaa! verständigte man sich am Deutschnonsberg. Die Anwort von oben lautete schiguuuraaa!, d.h. „Verstanden, es geht los, bringt euch in Sicherheit!“
Es ist anzunehmen, dass man die Ausrufe aus dem Italienischen übernommen habe, waren ja schon im 19. Jahrhundert oberitalienische Sagschneider und Holztrifter in unseren Tälern keine Seltenheit, nicht zuletzt aus dem Fleimstal. Aus dem Ladinischen stammen die Ausdrücke kaum, sagt doch z.B. der Kampiller als nächster Nachbar der Villnösser ciária!, d.h. „Leg’ auf!“, und sigü! für: sicher, gesichert. Soweit ich informiert bin, gebraucht der Grödner den Ruf ciarióngs! für: laden wir auf usw. Ein ggarga, koarga, schigura kennt der Dolomitenladiner jedenfalls nicht beim Holztrieb. Der Kampiller schreit gegebenenfalls „halt!“, wenn mit dem Einwerfen aufzuhören ist, soll es aber losgehen, so verwendet er irgendeine Trompete und bläst. Den Ruf haaardeee! der Villnösser erachte ich für ein verwässertes ggaaargaaa!
Galt es z.B. in Villnöß, das Holzeinwerfen einzustellen, so rief man paufaaa! oder auch maufaaa! Man hat versucht, diese Worte mit „Pause“ in Verbindung zu bringen, was wohl auf lautgesetzliche Schwierigkeiten stößt. Ich fühle mich versucht, in beiden Worten ein arg gekürztes (heb’)m-auf! zu erkennen, eine These, die im Meransener Ruf waaauf! gute Untermauerung erfährt, also hebauf!
Zu erwähnen bliebe noch der Villnösser Ausruf duuuraaa!, d.h. Ruf verstanden! Am liebsten möchte ich dieses dura als ein verballhorntes schirgura ansehen, um so mehr sowohl dura als schigura dieselbe Bedeutung haben. In Jenesien und an anderen Tschögglberger Orten lauteten die vom Tal zu Berg gerufenen Schreie holz getoool! (Holz zu Tal), worauf von oben die Antwort kam: fliegg-ooo! (stellt aus). Galt es die Einwürfe zu stoppen, so hieß es hooop!. Der Infinitiv dazu lautet oo-hoppm, d.h. einstellen. Es bliebe noch Schalders und Lüsen zu erwähnen, zwei Täler mit viel Wald. In beiden Fällen rief man hooolz hear! für „loslassen“, und aaauhaaalt! für „einstellen“. (...)